Die Felsenbirne und eine Sauerrahmglace
Die Vorgänger, die meinen Garten bewirtschaftet haben, haben mir so allerlei Geschenke hinterlassen. Zum einen finde ich Stauden mit diversen Beeren, einen Nussbaum und viele Kräuter. Es sind aber auch seltene Schätze darunter. Im November habe ich bereits über die Mispel (nicht zu verwechseln mit der japanischen Wollmispel) berichtet. Die Mispel war geschmacklich keine Offenbahrung, bis auf das Chutney, das ich wirklich sehr empfehlen kann. Ganz anders sieht es mit der Felsenbirne aus. Im April blüht der Strauch für eine kurze Zeit. Sehr hübsch.
Jetzt im Juni kann ich diese kleinen Heidelbeer-ähnlichen Früchte pflücken. Ohne den Gärtner wäre ich wohl gar nie auf die Idee gekommen, diese zu ernten und hätte sie ganz den Vögeln überlassen. Das tue ich immer noch, aber einen Teil beanspruche ich nun für mich, denn diese kleinen Felsenbirnen sind eine Wucht! Sie schmecken wie eine Mischung aus Birne, Himbeere und Kirschen. Die Kerne haben dabei aber noch einen leichten Amaretto-Geschmack. Es ist eine dieser Früchtesorten, bei der man sich fragt, warum sie nicht bekannter ist. Der Baum ist pflegeleicht, hübsch und die Früchte erst noch gesund!
Ich habe übrigens noch einen zweiten Baum in der Nachbarschaft entdeckt, dessen Besitzer auch nicht von ihrem kulinarischen Schatz im Garten wussten.
Es ist wirklich sehr erstaunlich, warum diese Beeren nicht bekannter sind. Unter dem Namen Juneberries, also Juni-Beeren sind sie in den USA bekannt und beliebt. Falls jemand wie ich in den Genuss von Felsenbirnen kommt, ich habe hier einige Rezepte gesammelt. Im Prinzip kann man sie wie Heidelbeeren verwenden, und die Möglichkeiten sind unendlich. Sie lassen sich gut mit Himbeeren oder auch anderen Beeren kombinieren.
Rezeptideen
- im Müesli mit Joghurt oder einfach so essen
- Kompott oder Konfitüre im Verhältnis 3:1 und mit einem Spritzer Zitronensaft
- Felsenbirnen-Tarte
- Muffins
- Pancakes (die weltbesten Pancakes nach Jamie Oliver)
- rote Grütze
- frozen Yoghurt
Ich selber habe 3 Gläser Konfitüre gemacht. Die restlichen Beeren warteten im Kühlfach auf den Einzug meiner Glacemaschine, ein Geschenk von zwei lieben Freundinnen. Glace mit dieser Maschine selber zu machen, ist jetzt beleidigend einfach. Die Lebensmittelindustrie trickst ja nur zu gerne mit billigen Aromen und Palmöl. Den Unterschied zu einer selbstgemachten Glace, wo nur wenige, qualitativ hochwertige Zutaten enthalten sind, ist frappant.
Für den ersten Versuch habe ich mich für die Glace mit Sauerrahm entschieden; übrigens inspiriert von der Sauerrahmglace vom Zürcher Hipsterschuppen Café Boy.
Wer nicht so viele Beeren geerntet hat, könnte natürlich auch zuerst eine Nature-Sauerrahmglace herstellen und erst zum Schluss pürierte Beeren daruntermischen, damit die Beerenmasse die Glace nur marmoriert (siehe hier).
Sauerrahmglace mit Felsenbirnen und Himbeeren
Zeitaufwand circa. 5 Minuten plus 50 Minuten gefrieren lassen
Zutaten für 4 Personen:
je 100g Felsenbirnen (oder Heidelbeeren) und Himbeeren, gefroren
Zitronensaft oder etwas Himbeergeist
1dl Vollrahm
2 Becher à 180g saurer Halbrahm
50g Puderzucker
Zubereitung:
1. Gefrorene Beeren mit einen kleinen Schuss Himbeergeist oder Zitronensaft mit dem Stabmixer pürieren. Wer will, kann die Masse noch durch ein Sieb streichen. Das mache ich nicht. Mehr noch, ich püriere die Beeren nicht zu fein, damit man auch mal auf einen der nach Amaretto schmeckenden Kerne der Felsenbirnen beisst.
2. Puderzucker, Sauerrahm und Vollrahm verrühren und zusammen mit den Beeren in der Glacemaschine ca. 50 Minuten kühlen.
Falls keine Glacemaschine vorhanden ist: Masse in eine Metallschüssel zugedeckt etwa 4 Stunden gefrieren. Nach 1 Stunde, wenn die Masse anfängt am Rand fest zu werden, mit einem Handrührgerät kräftig rühren. Diesen Vorgang alle 30 Minuten wiederholen.
Nachtrag vom 11. August 2015 : An diesem heissen Sommertag war ich zu faul, Invertzuckersirup zu kochen. Frisch aus der Maschine ist die Glace cremig, aber im Kühlfach wird sie schnell hart. Ich verweise deshalb auf das Rezept von la mia cucina.