London Foodie Guide 2018
Ich war im letzten Jahr dreimal in Berlin. Ich war schon so weit, Berlin als die Foodie-Hauptstadt von Europa auszurufen. Doch so schön, jung und frisch Berlin auch ist, es gibt da noch London… und London spielt halt in seiner eigenen Liga. Ich liebe diese Stadt. Sie ist grossartig, und so muss ich an dieser Stelle ein paar schmachtende Worte und Adressen hinterlassen.
Was hat London, was die anderen nicht haben? Seufz. Ach, diese Stadt erfindet sich immer neu und ist so facettenreich. Wenn man etwas über die neusten Foodtrends lernen möchte, muss man jetzt nach London fahren. Im Moment blüht East London auf: ein Stadtteil, wo ich mich bis noch vor ein paar Jahren nicht hingetraut hätte. Aber das Arbeiterviertel mit seinen schnusigen Backstein-Reihenhäuschen beweist durchaus Charme.
Die Restaurants in östlichen Teil der Stadt sind… ich es fehlen mir die Adjektive! Ich habe ein Standard-Repertoire an Fragen über Produkte, Philosophie und Aromenzusammentstellung mit denen ich die Kellner so lange quäle, bis sie oft etwas entnervt unseren Tisch verlassen und auch der Mitbewohner die Augen rollt. Die Kellner in den angesagten Londoner Restaurants aber sind auf solche Problemkunden wie mich eingestellt. Besonders ans Herz legen möchte ich euch das Lyle’s. Himmel, ist dieser Laden grossartig! Es ist der ultimative Slow-Food-Tempel. Man stellt die Zutaten in der Vordergrund. Auf dem Teller findet man keinen unnötigen Schnickschnack. Alles ist so aufgebaut, um das Maximum aus einem Lebensmittel herauszuholen. Mir fehlen so ein bisschen die Worte, um dieser Küche gerecht zu werden. Daher sage ich nur: hinfahren und selber geniessen.
East London wird immer hipstriger und zieht dementsprechend, sagen wir mal, kommerziell interessierte Ladenketten an. Aber man findet durchaus noch die kleinen, ursprünglichen Läden wie zum Beispiel den Pie-Shop F. Cooke in Hoxton, wo seit über 100 Jahren ehrliche englische Pasteten serviert werden. Steak and Kidney Pie mit Teig aus Nierenfett ist ein urtypisches Arbeitergericht aus diesem Stadtteil. Ehrlich, so gefällt es mir. Deshalb wollte ich es übrigens auch auf meinem Fleischposter erwähnen.
Natürlich habe ich auch den Borough Market besucht. Der Markt ist toll ohne Frage, aber auch sehr geschäftig. Er lockt viele Touristen an. Ich habe mir ein paar britische Austern gegönnt und die Filiale vom englischen Käse-Lord Neal’s Yard beschnuppert.
Weitaus wohler habe ich mich an einem Retailer-Markt im Süden der Stadt gefühlt. Ich bin dort hingefahren, um Adrienne zu treffen. Adrienne führt ein kleines Charcuterie-Unternehmen. Wie ich setzt sie sich für langsam wachsende Rassen und kleine Schlachthöfe ein. Ihre Kreationen sind einzigartig und ihr Engagement bewundernswert.
Die Adressen habe ich euch in eine Karte gepackt. Ich hoffe, es inspiriert den einen oder anderen zu einem Besuch der englischen Hauptstadt.
Wer die Adressen kommerziell nutzen möchte, z.B. in einer Zeitschrift – ich freue mich auf einen Verweis auf meinem Blog.