So schmecken Ferien: Sardinen vom Grill
Mein Nachbar kocht am liebsten mit Fisch. Im Gespräch mit ihm ist mir aufgefallen, dass Fisch und Meeresgetier in meinem Blog etwas untervertreten sind. Das liegt nicht an meinen persönlichen Vorlieben, sondern daran, dass ich Fisch für ein Luxusgut halte. Die Überfischung der Meere habe ich lange nicht als so arg grosses Problem wahrgenommen. Komischerweise empfand ich das Wildern von Tieren wie Nashörnern oder Tigern schlimmer und war früher gerne bereit, mit dem Mahnfinger auf andere Nationen zu zeigen, als bei mir selbst mit meinen Konsum von Gelbflossen-Thunfisch anzusetzen. Heute bin ich wachsamer. Ich beachte die WWF oder Greenpeace-Einkaufsratgeber und die entsprechenden Labels.
Ich habe mich für diesen Blogeintrag für die kleinen Sardinen entschieden. Der Geschmack von gegrillten Sardinen, einem sehr preiswerten Fisch, sucht Seinesgleichen. Mehr Ferienstimmung kommt bei keinem Gericht auf. Ein bisschen Olivenöl, etwas Zitronensaft – viel mehr braucht die Sardine eigentlich nicht. Wenn doch, muss sie von kräftigen Begleitern wie zum Beispiel grünen Oliven oder frischen Lorbeerblättern unterstützt werden.
Ich habe in der Migros eine grosse Tiefkühlpackung für 6 Franken gekauft (MSC-zertifizierter Wildfang aus Portugal). Ich mag mich täuschen, aber für mich ist die beste und frischste Variante, wenn der Fang gleich auf dem Fischkutter eingefroren wird.
Die tiefgekühlten Sardinen sind weder entschuppt, noch ausgenommen. Mein Vater, ein passionierter Fliegenfischer, hat mir schon als Mädchen gezeigt, wie man einen Fisch fängt, tötet, ausnimmt und brät. Es hat mich deswegen immer sehr irritiert, dass andere Leute sich davor ekeln. Ich finde es sehr natürlich und ehrlich, ein ganzes Tier in meiner Küche zu haben. Augen, Innereien, Flossen – es ist alles da. Es wird nichts geschönt. „Nose to tail“ in seiner reinsten Form. Der Fisch kommt ganz auf den Grill. Wenn mir dann der Geruch von grilliertem Fisch in die Nase steigt, bin ich in Gedanken augenblicklich in Portugal in den Ferien, auch wenn es draussen wieder einmal wie aus Kübeln geschüttet (oh Sommer, wo bist du?). Die Sardinen haben einen sehr intensiven, salzigen Geschmack, und dieser entfaltet sich am allerbesten auf dem Grill. Die Gräten sind etwas mühsam (diese können auch gegessen werden), aber geschmacklich ist es eine absolut unterschätzte Delikatesse.
Um das Sommer-Sonne-Ferien-Gefühl zu komplettieren, habe ich einen israelisch-palästinensischen Salat aus kleingeschnitten Tomaten, Gurken und anderem Sommergemüse zubereitet.
Grillierte Sardinen mit Jerusalem-Salat
Zeitaufwand circa 60 Minuten
Zutaten für 2 Personen:
für die Fische (von Marvin Gapultos):
2 Knoblauchzehen, gepresst
4 EL Olivenöl
Saft von einer Bio-Zitrone
500g Sardinen, MSC-Qualität*
Pfeffer
Bio-Zitrone, Schnitze schneiden
* 1kg-Packung tiefgekühlt in der Migros erhältlich.
für den Salat (Ottolenghi bzw. Restaurant NENI):
1 rote Zwiebel
1 rote Peperoni
2 grosse, feste Tomate
1 Salatgurke
1 Bund Radiesli
→ alles klein gewürfelt
1/2 Zitrone, Saft und Zesten
2 EL Weissweinessig
1 TL Zucker
3 EL Olivenöl oder nach Belieben
1 Knoblauchzehe, gepresst
Salz und Pfeffer
1 Bund frischer Peterli, fein geschnitten
Zubereitung:
1. Fische mit einem scharfen Messer von Schwanzflosse in Richtung Kopf vorsichtig, mit nicht zuviel Druck entschuppen. Danach die Sardinen ausnehmen. Dazu auf Höhe der Kiemen anfangen und in Richtung Schwanzflosse aufschneiden. Anschliessend kann man die Innereien mit den Fingern entfernen (… und für die Nachbarskatze aufheben). Unter fliessendem Wasser ausspülen und mit Küchenpapier trockentupfen.
2. In einer Gratinform die Sardinen auslegen und mit Knoblauch, Olivenöl, Zitronensaft vermischen. Zum Schluss mit reichlich frisch gemahlenem Pfeffer würzen. 30 Minuten lang marinieren.
3. In der Zwischenzeit den Salat zubereiten. Gemüse rüsten und mit den restlichen Zutaten eine Salatsauce mischen.
4. Den Grill erhitzen. Ich haben einen Gasgrill und diesen auf etwa 150 Grad erhitzt. Dort, wo die Fische plaziert werden, mit Öl bestreichen. Sardinen je nach Grösse wenige Minuten beidseitig braten. Vorsichtig wenden, damit der Fisch nicht auseinanderfällt.
5. Sardinen mit Zitronenschnitzen auf dem Salat servieren.
Dazu passt: Viña Esmeralda von Torres. Meines Erachtens besteht dafür keine Notwendigkeit, aber der Mitbewohner wollte unbedingt noch Kichererbsen dazu. Wie Ottolenghi/Samimi habe ich sie in reichlich Gewürzen gewendet (Piment, Kardamon, Kreuzkümmel) und in der Pfanne erhitzt.