Gelato Ticinese con sangue – Dessert für Vampire

Ich liebe Blutwurst. Das steht ausser Frage. Für Tierblut ausserhalb eines natürlichen Darms und besonders in süssen Rezepten konnte ich mich bisher nicht so richtig erwärmen. Ich probierte es mehrfach (siehe z.B.Cupcakes), aber es war einfach ausserhalb meiner Komfortzone.

Beyond Fergus Henderson

Schuld am erneuten Versuch ist Jennifer McLagan. Alle sprechen zwar immer von Fergus Henderson, vergessen aber, dass die neue Fleischkultur von zahlreichen tollen Persönlichkeiten getragen wird. Darunter sind auch einige Frauen wie die gebürtige Libanesin Annissa Helou, die Deutsch-Schweizerin Cornelia Schinharl, die Schweizerinnen Anna Pearson und Laura Schälchli (die übrigens viel mit Tierblut kocht – bei Sobremesa vorbeischauen) … und und und.

Aber zurück zu Jennifer McLagan: Die Kanadierin setzt sich seit Jahren unbeirrt für alle vernachlässigten tierischen Produkte ein. Ihre Kochbücher „Fett„, „Bones“ oder „Odd bits“ sind  empfehlenswert.

Jennifer schrieb via Instagram und überzeugte mich, der süssen Blutgeschichte nochmals eine Chance zu geben. Also holte ich für ein Taschengeld einen Liter ganz frisches Schweineblut vom Schlachthof Zürich.

altes Tessiner Rezept

Zum Rezept inspiriert hat mich auch ein Mann namens Daniel, mit dem ich letztes Jahr (Blut-)gewurstet habe. Er kramte ein altes Tessiner Blutrezept (Papa di sangue) hervor – eine Art Blutbrei mit viel Zimt und Rahm aus dem Valle Leventina. Viele traditionelle, blutige Süssspeisen werden mit Schokolade kombiniert. In ärmlichen Gebieten wie dem Valle Leventina war wohl bereits Zimt eine grosse Kostbarkeit. Schokolade sucht man in diesem Rezept vergeblich. Daher wollte auch ich ohne Schoggi arbeiten.

Für diesen Blogeintrag habe ich mich für eine Glace entschieden.

Blut-Milch-Mischung

Jennifer Mclagan hat ein Schoggi-Glace-Rezept in ihrem Buch „Odd Bits“ vermerkt. Ich wollte die Zutatenliste jedoch erheblich reduzieren und vereinfachen: 1 Einheit rohes Blut, zwei Einheiten Milch, 1 Einheit Zucker, 1 Prise Salz, viel Zimt und reichlich Cayenne Pfeffer. Wegen der schönen Farbe plante ich anfänglich rohes Blut zu verwenden. Blut ist wie eine weisse, hungrige Leinwand. Man kann sie mit reichlich starken Aromen bemalen. Trotzdem reichten die Gewürze nicht aus, um den Eisengeschmack wirklich zu übertünchen (für das Verkosten von rohem Blut sollte man mir echt einen Oscar verleihen – bäääh!). Also kochte ich die Flüssigkeit mit Maizena zum Eindicken auf. Und hier schrieh alles förmlich nach einem kleinen Löffel ungesüsstem Kakaopulver. Ich gab nach. Volltreffer. Nur ganz wenig reichte. Man kann Schokolade wie ein Gewürz beigeben. Um die schweren Aromen der kalten Jahreszeit etwas aufzufrischen, gab ich noch Likör aus Aroniabeeren (Danke Andras von Berg und Tal für den Tipp!) hinzu.

5-Minuten-Glace ohne Maschine

Die Masse musste abkalten, danach kam sie für circa eine Stunde in der Glacemaschine. Wer keine Glacemaschine besitzt oder nicht so lange auf sein Dessert warten möchte, kommt hier noch ein genialer Tipp wie ich ihn kürzlich in Youtube-Videos entdeckt habe: man fülle die Zutaten in einen kleinen Gefrierbeutel und lege sie in einen grösseren Gefrierbeutel gefüllt mit Eis und Salz. Nach ein paar Minuten schütteln, gefriert die Masse und wird zu einer herrlich cremigen Glace. Das Video zeigt, wie es funktioniert.

 

Wie schmeckts?

Und nun zum Geschmack: der Mitbewohner fand die Glace okay. Obwohl das Dessert kaum Schokolade beinhaltet, täuscht Farbe und auch der Geschmack. Im ersten Moment denkt man an eine extrem reichhaltiges Schoggiglace. Die Glace ist sehr cremig. Für mich drückte am Ende doch noch der Eisengeschmack durch. Das könnte ich mit mehr Zimt kaschieren, aber dann bliebe immer noch der Blutgeschmack, den ich nicht unbedingt in einer süssen Glace suche. Es hat mich irgendwie nicht überzeugt.

Wie erwähnt ist das meine Meinung. Der Mitbewohner sah es anders und auch Jennifer McLagan schwört darauf.

Doch ich gebe nicht auf. Ich finde noch mein perfektes Blut-Dessert!

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