Kochbücher: Rom und Apulien
Heute mache ich einen kleinen Abstecher zu unseren südlichen Nachbarn. Italien ist die Mutter der SlowFood-Bewegung, das wurde mir bei meiner letzten Geschäftsreise nach Rom wieder einmal vor Augen gehalten. Ich möchte an dieser Stelle keine ausgelutschten Stereotypen breittreten, aber die Liebe der Italiener zu ihren eigenen Produkten und die Einfachheit ihrer Gerichte haben mich aufs Neue fasziniert. (Wieso können wir Schweizer nicht auch ein bisschen so sein? Seufz… aber das ist ein anderes Thema)
Ich möchte zwei italienische Kochbücher erwähnen, die mir kürzlich in die Hände gekommen sind und mich von Ferien im Süden träumen lassen. Interessanterweise wurden sie beide von Schweizern verfasst.
Quinto Quarto
Von Kopf bis Fuss, von Herz bis Niere – klassische Rezepte aus der römischen Küche.
von Cornelia Schinharl und Beat Koelliker
Das erste Kochbuch ist erst kürzlich im AT Verlag erschienen und widmet sich der Innereienküche Roms, der Quinto Quarto. Die Einleitung sagt eigentlich schon alles: Moden kommen und gehen. In Rom schwert man sich nicht um Trends. Die Schlachterzeugnisse werden seit jeher in vier Teile geteilt. Dem vierten Teil, den Innereien, ist dieses Buch gewidmet. Was bei uns in der Tonne landet, dafür kennt der Römer schöne, ästhetische Gerichte. Die Rezepte sind einfach, mit wenigen Zutaten zubereitet, aber sie rücken die Qualität der Produkte ins richtige Licht. Doch es sind nicht nur die Gerichte und die ansprechenden Fotos, mir gefallen auch die Anekdoten und kurzen Ausschweifungen in die Geschichte der Stadt. Cornelia Schinharl und Beat Koelliker halten die traditionelle Küche Roms so authentisch und lebhaft fest, dass ich am liebsten meine Koffer gepackt hätte und nochmals nach Rom geflogen wäre. Das Buch beschreibt die ewige Stadt und deren Esskultur, genau so, wie ich sie bei meinem letzten Besuch vorgefunden habe: ungekünstelt, echt und wunderschön.
Ich verwette meine rechte Hand darauf, dass absolut jeder, selbst wenn er keine Innereien mag, ein Lieblingsrezept in diesem Buch finden wird. Sogar meiner Mama, die bisher meine Leidenschaft für Schlachtabfälle nicht teilen konnte, gefällt es.
Meine Lieblingsrezepte:
- Alle Spaghetti mit Guanciale: ob als Carbonara oder alla matriciana, Rezepte mit dem Speck aus Schweinebacke sind einfach, aber vollkommen!
- Coda alla Vaccinara: geschmorter Ochsenschwanz mit Zimt und Rosinen (meine Version hier)
- Cuore ai ferri: Kalbsherz vom Feuer (meiner Version hier)
- Carciofi alla Giudia: frittierte Artischocken sind für mich DAS Gemüsegericht Roms
- Gebackener Lammhals: meine Version kommt vom Grill mit einer scharfen Tomatensalsa
Apulien
Entdecken und geniessen im Tal der Trulli.
von Stephan Winkler
Das zweite Kochbuch erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem Schweizer Stephan Winkler und Apulien. Da auch ich vor einiger Zeit in Apulien meine Ferien verbrachte, kenne ich einige Plätze persönlich. So beschreibt der Autor die Osteria Perrici in Monopoli, wo ich wunderbare Pasta mit Meeresfrüchten gegessen habe. Es war das beste Restaurant, dass ich in Apulien kennengelernt habe.
Auch dieses Buch ist mehr als ein Kochbuch. Mit seinen Porträts von Land und Leuten ist es schon fast ein Reiseführer. Der Autor will die süditalienische Esskultur, bestehend aus alten Familienrezepten, festhalten und für die Nachwelt dokumentieren. Dieses Buch eignet besonders für Leser, die die Region bereits bereist haben oder es gedenken zu tun. Es besteht aus keinen 15-Minuten-ich-weiss-heute-nicht-was-kochen-Rezepten, sondern richtet sich an Personen, die eine persönliche Beziehung zur Region aufbauen möchten. Das Buch liefert kompromisslos authentische Rezepte.
Meine Lieblingsrezepte:
- Melanzane al limone: Mit Zitrone eingelegte Auberginen… brauch ich noch mehr zu schreiben?
- Cavatelli cozze e vongole: dieses Gericht mit Pasta und Muscheln habe ich selber in Apulien gegessen: einfach, schnell und gut.
- Ricotta asquante: scharfer, vergorener Ziger