Spare Ribs vom Wildsäuli
Mit der Rückkehr des Wolfes in die Schweizer Alpen entfachte eine uralte, von Vorurteilen geprägte Diskussion. Für das Raubtier, dem schon das Grosi von Rotkäppchen oder die 7 Geisslein zum Opfer gefallen sind, sei kein Platz. Reisserische Überschriften in Zeitungen machen zusätzlich Stimmung: Ist der Wolf eine Gefahr für Kindergärtner oder Rentner? Und wehe, ein subventioniertes Walliser Schaf wird vom Wolf gerissen. Dagegen nützen weder vom Bund verordnete finanzielle Entschädigungen, noch logische Argumente und Fakten. Wie gefährlich Wölfe wirklich sind, hat kürzlich das Kinderprogramm Die Sendung mit der Maus sehr eindrücklich veranschaulicht.
Seit Kindertagen habe ich Respekt vor einem ganz anderen Tier: dem Wildschwein. In der Schweiz verzeichnen wir wachsende Bestände. Eine Wildsau bei einem Spazierung zu treffen, ist daher nicht unwahrscheinlich. Mein Vater erklärte uns Mädchen schon früh, wie wir uns zu verhalten hätten. Ein Keiler von 2 Jahren kann gegen die 100 Kilo wiegen. Dagegen hat kein Wolf eine Chance. Nicht selten fallen deshalb auch Jagdhunde den Tieren zum Opfer.
Grundsätzlich ist es aber so, dass Wildtiere den Kontakt zum Menschen scheuen.
Vor diesem Hintergrund war ich auch sehr überrascht, als mir meine Cousine aus den Ferien am Laggo Maggiore diese schnusigen Fotos schickte. Sie war im kleinen Rustico umgeben von Marroniwäldern, von dem ich mal in einem alten Blogeintrag geschrieben habe.
Gesehen habe ich dort Wildsauen nur sehr, sehr selten. Nur im Gemüsebeet haben sie in nächtlichen Streifzügen ihre Spuren hinterlassen. Die Schweine wurden erst im letzten Jahr zutraulicher, als der Nachbar sie regelmässig fütterte, um sie danach einfacher schiessen zu können. Einen Plan, den ich übrigens nicht guthiess. Doch auch ich war – wie könnte es anders sein – ganz gierig aufs Wildsäulifleisch.
Da kam ein Aufruf via Facebook gerade recht. Das Restaurant Metzg zerlegte eine 36 Kilo schwere Bache aus dem Zürigebiet. Ich konnte die Rippli des Tieres für den Heimgebrauch ergattern.
All meine Fragen rund ums Säuli wurden von den Mitarbeitern der Metzg mit derart viel Geduld und Fachkenntnis beantwortet, dass ich ein Besuch allen wärmstens empfehle!
Nun aber doch noch zum Rezept: Weil mir der Sinn nicht nach grillieren (siehe Sommerrezept für Brustspitz) stand, landeten die Ribs im Ofen. Wildsauenfleisch ist weniger fettig als das eines normalen Hausschweins. Trotzdem hat es eine kleine Schwarte, die ich im Ofen knusprig gebacken habe. Die winterliche Blutorangen-Marinade habe ich in vereinfachter From bei Nigel Slater geklaut. Es gibt andere, viel zeitaufwendigere Rezepte für Spare Ribs. Doch ich halte es immer gerne einfach und bin vom Ergebnis recht überzeugt.
Spare Ribs von der Wildsau mit Blutorange
Rezept von: inspiriert von Nigel Slaters Pork Chops an Blutorangensauce und Radiesli
Zutaten für 2 Personen:
600g Rippli vom Wildschwein, zerteilt in Stücke à ca. 300g
für die Marinade:
2 EL Austernsauce
2-3 EL dunkle Sojasauce
2 EL Erdnussöl
2 TL brauner Zucker
1 getrocknete Chilischote, fein geschnitten
2 Knoblauchzehen, gepresst
1 Bio-Blutorange
Zubereitung:
1. In einer Schüssel die Zutaten für die Marinade gut vermengen. Zeste der Blutorange beigeben. Die Orange halbieren. Eine Hälfte auspressen. Ca. 4-5 EL Saft zur Marinade geben.
2. Die Spare Ribs gut damit einreiben und in einem Plastiksack oder Tupperware mindestens eine Stunde marinieren.
Das Fleisch muss Zimmertemperatur annehmen.
3. Ribs auf einem mit Backpapier belegten Blech bei 180 Grad Umluft circa 25-30 Minuten backen. Von Zeit zu Zeit mit den Resten der Marinade bestreichen.
Dazu passt: Chili-Lauchsalat
Einkaufen:
Metzg
Langstrasse 31
8004 Zürich
Tel. 044 291 00 88