Tubelisichere Gnocchi an roher Tomatensauce

Eines meiner liebsten Essen ist Gnocchi an Tomatensauce. Es ist kein extravagantes oder kreatives Essen, aber es ist ein Gericht, dss vom Koch erlerntes Handwerk und Können abverlangt. Ich würde es nie in einem Restaurant bestellen, weil sich niemand die Mühe für eine selbstgemachte Tomatensauce, geschweige den für Gnocchi macht. Beides industriell gefertigt, wird in der Küche nur noch erwärmt.

Deshalb muss der Hobbykoch selber an die Töpfe. Hier hatte ich bislang so meine Probleme. Klassische Gnocchi sind knifflig. Ich habe es einmal versucht, dabei sind mir die Dinger a) auf der Terrasse (es war Januar) gefroren und b) beim Auftauen im Wasser zerlaufen. Am Ende habe ich meinen Gästen eine undefinierbare Pampe serviert. Eine Tragödie! Nun, die Rettung naht. Ich habe diese Wahnsinns schnellen Gnocchi, die tatsächlich in 20 Minuten auf dem Tisch stehen (Ich habe beim ersten Mal die Zeit gestoppt), entdeckt – ohne Drama, ohne Tränen. Ich wollte es ursprünglich gar nicht aufschreiben, denn das Rezept wurde schon x-Mal verbloggt. Aber: Ich, die kaum je ein Rezept mehr als einmal kocht, habe das Gericht in den letzten Wochen schon 4-5 zubereitet. Es ist idiotensicher und die Gnocchi werden so leicht und fluffig! Auch wenn der eine oder andere jetzt gähnt, man muss dieses Rezept in die Welt hinaus tragen (lach).

Die Basis der Gnocchi sind nicht Kartoffeln sondern Ricotta. Durch den geringen Mehlgehalt werden sie so herrlich leicht. Bei Ricotta ist die Auswahl recht beschränkt. Aber ich bin wie bei den „glücklichen“ Eiern auch bei der Milch etwas heikel. Italienische Massenware kommt nicht in meinen Kühlschrank. Ricotta, so habe ich mir kürzlich überlegt, ist ja im Grunde nichts anderes wie frischer Ziger ohne den streng riechenden Schabzigerklee. Viele denken bei Ziger an Ziegenmilch. Ziger wird jedoch oft aus Kuhmilch hergestellt – genauer gesagt aus deren Molke (Schotte), die als Nebenprodukt bei der Käseherstellung abfällt. Es ist der Zigerklee, der als Namensgeber für diesen kalorienarmen Käse diente und auch für den strengen Geruch verantwortlich ist.

Ich verwende frischen Ziger aus einer kleinen Käserei in Hinwil im Zürcher Oberland. Zu den Gnocchi serviere ich eine Sauce aus rohen Tomaten. Geht super schnell, gelingt immer und passt farblich sogar noch zum Nationalfeiertag der Schweiz.

It’s a winner! Unbedingt ausprobieren!

schnelle Gnocchi an roher Tomatensauce

Zeitaufwand: max. 30 Minuten

Rezept von: Betty Bossi’s italienische Küche, 1987. Entdeckt bei Bonjour Alsace, aber auch hier und hier. Kürzlich habe ich bei Anna Pearson Ziger-Peterli-Malfatti gesehen, die im Prinzip dasselbe sind.

Zutaten für 2 Personen als Hauptgericht, für 4 als Vorspeise:

für die Gnocchi:
250g frischer Ziger* (Schweizer Ricotta)
1 Eigelb
1/2 TL Salz
Pfeffer
30 g frisch geriebener Sbrinz
70g Mehl (plus Mehl zum Bestäuben)
1 EL Olivenöl

* Bestellt im Ziegler Chäsegge für CHF 4.30.
Auch erhältlich von Züger bei Volg. Schweizer Kuhmilch Ricotta ist in diversen Schweizer Supermärkten erhältlich oder direkt in Käsereien.

für die Sauce:
2 grosse Tomaten mit festem Fruchtfleisch, z.B. Ochsenherz oder Berner Rose
1/2 Knoblauchzehe
Olivenöl
Salz und Pfeffer

ein paar Basilikumblätter, grob zerzupft
frisch geriebener Sbrinz

Tomatensaison dauert von circa Juni bis Oktober

Zubereitung:

1. Topf mit Wasser aufkochen. Tomaten hineinlegen und 1 Minuten bei grosser Hitze blanchieren. Danach mit kaltem Wasser duschen und die Tomaten häuten. Das Fleisch in kleine Würfel schneiden und mit dem gepressten Knoblauch mischen. Beiseite stellen.

2. Ziger mit einer Gabel zerstossen. Zusammen mit Eigelb, Gewürzen und Sbrinz in eine Schüssel gut verrühren. Das Mehl zugeben und nur kurz vermengen. Der Teig darf klebrig sein.

3. In einem grossen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen.

4. Ein grosses Arbeitsbrett dünn mit  Mehl bestäuben und den Teig in 4 Portionen teilen. Jede Portion mit trockenen Händen aus langen Würsten ausrollen. Danach zügig kleine Teigkissen schneiden.

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5. Kurz bevor die Gnocchi ins Wasser kommen, einen kleinen Wirbel im Topf drehen. Die Gnocchi einige Minuten ziehen lassen, bis sie an die Oberfläche steigen.

6. Währenddessen in einer Pfanne mit etwas Öl erwärmen. Die Gnocchi mit einer Schaumkelle aus dem Wasser fischen, im Öl schwenken und nach Belieben würzen Anschliessend zusammen mit den Tomaten, Basilikum und frisch gemahlenem Pfeffer servieren. Frisch geriebener Sbrinz dazu reichen.

Mein Tipp: Ziger bzw. Ricotta kann man auch einfach selber herstellen: Rezept siehe hier.

Kommentar: eine Leserin aus Wettingen hat den Ziger bzw. den Ricotta als das „Nose to tail„-Konzept der Milch beschrieben, weil man die aus der Käseproduktion gewonnene Molke verwertet. Das hat mir sehr gut gefallen und ich möchte sie an dieser Stelle zitieren.

gnocchi

 

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