Tagesausflug ins Centovalli, Ticino

An Pfingsten hat es mich in den Süden verschlagen. Am Samstag stand ein Ausflug ins Tessiner Centovalli, die Region westlich von Locarno mit den hundert Tälern, auf dem Programm.

Ich liess keine Gnade walten: unser Zug verlässt Zürich um 7 Uhr in der Früh. Dafür gibt’s im SBB-Bistro Frühstück mit Milchkaffee und frischen Gipfeli. Mitbewohner und ich danken im Stillen der SBB für die Lavazza-Geräte. Kurz vor 10 Uhr erreichen wir Domodossola. Die italienische Grenzstadt ist der nördlichste Ausläufer des Piemonts. Wir gönnen uns die ersten feinen Espressi, rundherum hektisches Treiben vor den romantisch-herben Fassaden der Piazza del Mercato. Samstags ist Markttag, wobei allerlei Plunder die Besitzer wechselt. Ich verschwinde kurz zum Gemüsehändler, Metzger, Chäslädeli und Bäcker. Zumindest auf den ersten Blick erscheint alles noch sehr traditionell. Ein Umstand, der meine Augen zum leuchten bringt.

Um halb 12 geht es mit der Centovalli-Bahn wieder zurück in die Schweiz. Für den Panaromazug erhebt die Betreiberin eine kleine, vernachlässigbare Gebühr zum SBB Billet. Die kleine Bahn schlängelt sich die Hügel hinauf und durch die beschriebenen hundert Täler über zahlreiche Viadukte bis nach Locarno. Wir steigen beim ersten Weiler an der Schweizer Grenze aus. Der Mitbewohner schreit bereits „Hunger!“, und wir rasten im kleinen Paradies Osteria Grütli, das von einem deutschweizer Aussteigerpaar geführt wird. Nachhaltigkeit wird hier grossgeschrieben, und wir bestellen von der Pro Specie Rara Polenta Rosso, begleitet von Zitronenpoulet bzw. geschmortem Milchlamm mit selbstgemachten Säuceli für CHF 28 bzw. 32 (inkl. Vorspeise, trotzdem saftige Preise fürs Tessin). Das Tessiner Plättli mit typischen Formaggini wäre mir lieber gewesen, das haben wir allerdings zu spät entdeckt. Die alte Polentasorte ist grandios, das Fleisch war sehr zart, aber sparsam gewürzt. Der Hauswein aus der Region passte.

Osteria Grüttli
Osteria Grütli

Ab Cameda gibt es verschiedene Wanderoptionen durchs Centovalli. Wir wählen eine Höhenwanderung nach Verdisio. Nach knapp zwei Stunden Spaziergang durch saftige Wildblumenwiesen und über kleine Brücken erreichen wir das schmucke Dörfli. Mich überrascht, am Pfingstwochenende kaum andere Wanderer zu treffen.

24.051
Via del Mercato

Die Gegend scheint im Dornröschenschlaf zu versinken, und wir, gestresst vom Alltag, geniessen die Ruhe. Das Ristorante Al Pentolino in Verdisio würde mit seiner fürs Tessin so typischen, mit Weinreben überwachsenen Terrasse für einen weiteren Espresso-Stop einladen. Wir wollen allerdings weiter an den Laggo Maggiore.

Dort im Centovalli
Verdasio im Centovalli

In knapp 20 Minuten ist man zu Fuss vom Dörfli an der Verdasio Stazione, und wir können die Fahrt mit der Centovalli-Bahn um 16.18 Uhr wieder aufnehmen. Ich geniesse die Landschaft und die Aussicht von steilen Schluchten bis hin zu schneebedeckten Gipfeln. Vom Locarner Vorort Solduna aus erreichen wir nach einigen Minuten Busfahrt Ascona am Langensee. Ascona ist zwar ein Touristenmagnet, lädt aber doch zum Flanieren ein. In den Gässchen der Altstadt versteckt sich das eine oder andere Bijou. Wir gönnen uns einen Aperitivo. Eigentlich wollten wir in einem Grotto noch was essen, aber das öffnet erst um 19 Uhr. Der letzte Bus mit Zuganschluss verlässt Ascona bereits um halb 9 – zu knapp also. So lassen wir uns im Locarno eine duftende Pizza für den Heimweg einpacken und essen diese gemütlich im Zug. Um 22 Uhr fahren wir bereits wieder den Zürcher Hauptbahnhof an.

Für einen zweitägige Tour würde ich die Wanderung wohl etwas ausdehnen (je nach Saison auch höher) und bis nach Tregna spazieren. In Ascona im Grotto Tessiner Küche geniessen und im Albergo Alla Cantina in Tregna (5km von Ascona) übernachten.

 


Transport ÖV

Zürich - Brig - Domodossola:                         2.45h Bahnfahrt
Domodossola - Camedo:                                1.20h Centovallibahn
Verdisio Stazione - Solduno - Ascona, Posta:         0.50h Centovallibahn, ab Solduno Bus
Ascona, Posta - Locarno - Zürich:                    ca. 3.00h Bus- bzw. Bahnfahrt

Wanderung

Via del Mercato (Karte siehe hier)                  Camedo - Verdisio Statizione: ca. 2h

Verpflegung

Osteria Grütli*, Via Cantonale, 6659 Camedo
Tel. 091 798 17 77
Ristorante Al Pentolino*, CP 12, 6655 Verdasio
Tel. 091 780 81 00
Grotto Baldorio, Vicolo S. Omobono 9, 6612 Ascona
Tel. 091 791 32 98

* vermieten auch Zimmer

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