Frühlingsgrüsse vom Hackbraten mit Herz
Letzte Woche las ich in einer Abendzeitschrift über ein weiteres trümmliges Model, welche das Kochen und den Auslöseknopf ihrer Nikon für sich entdeckt hatte. „Zürichs bekannte Food-Bloggerin“ stand in der Überschrift. In Zürich gibt es nur einen Name, dachte ich verärgert, den es zu erwähnen gilt: Anna Pearson.
Anna Pearson vertritt die gleichen Werte wie ich. Sie ist die Mitgründerin von Slow Food Youth Schweiz und neu auch Rezeptautorin bei einer Schweizer Frauenzeitschrift. Zusammen mit ihrer Schwester Catherine veranstaltet sie seit Jahren in Zürich private Abendessen, bei denen sie regionale und saisonale Produkte in ein sexy, aber doch bodenständiges, ehrliches Menü verarbeitet. Die Rezepte und Portraits vieler lokaler Produzenten hat sie in einem Buch festgehalten. Ich habe lange mit mir gerungen, ob sich die Anschaffung lohnt und mich kurz vorm Ausverkauf der ersten Auflage doch noch dazu entschieden. Und ja, es lohnt sich. Es ist das einzige Kochbuch, sofern man es überhaupt so nennen darf, das ich von Anfang bis Ende gelesen habe und das innerhalb weniger Tage. Anna trifft den Nagel auf den Kopf und den Nerv der Zeit. Ein Schwein besteht nicht nur aus Schinken, ein Rind nicht nur aus Filets und eine Legehenne ist mehr als eine Eierproduktionsmaschine. Die regionale, saisonale Ernte ist spannender als 365 Tage lang Einheitsbrei und irgendwelchen Trends hinterher zu jagen.
Gut, sauber und fair. Jawohl!
Alles, an das ich so fest glaube, ist auf 351 Seiten niedergeschrieben. Danke Anna, danke Catherine!
Inspiriert von einem ihrer Rezepte lasse auch ich ein Herz in einer Hackfleischmasse verschwinden. Der Mitbewohner tut sich immer noch schwer mit dem Thema Innereien. Aber Herz, bestehend aus Muskelfleisch ist nichts, wovor man(n) sich fürchten muss. Ich mache Hackbraten und tische dazu einen Kichererbsensalat auf. Damit der orientalisch anmutende Salat auch mit dem Fleisch harmoniert und einfach auch weil bald Ostern ist, habe ich Schweizer Lamm bestellt.
Hackbraten ist ein Gericht, das man zwischenzeitlich für stolze 30 Stutz in jedem Zürcher Hippsterschuppen auf der Karte findet. Einmal mehr ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert Hausmannskost in Zeiten, wo niemand mehr kocht, einnimmt. Dabei ist die Zubereitung recht simpel und die Zutaten preiswert.
Rezept von: Inspiriert vom Hacktätschli mit Herz in Anna Pearson’s zu Tisch.
Zutaten (3-4 Personen):
für den Hackbraten:
100g altes Brot, ohne Rinde in Wasser eingeweicht
1 grosse Zwiebel, fein gehackt
2 TL Butter
350g Hackfleisch vom Schweizer Lamm
100g Lammherz*
4 Zweige Peterli, fein geschnitten
0.5dl Rahm
1/2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1/2 TL Koriander, gemahlen
Salz und Pfeffer
Panko** oder Brotbrösmeli
für den Salat:
1 Dose Kichererbsen oder 100g getrocknete Kichererbsen
1-2 Mairübchen oder 1 Bund Radiesli, mundgerechte Stücke
1 kleine Zwiebel, feine Scheiben
Peterli oder Koriander (je nach Vorrat)
für die Salatsauce:
1 TL Tahini (Sesampaste)
1 El Zitronensaft
Salz und Pfeffer
Kreuzkümmel gemahlen nach Belieben
5 El Olivenöl
* Beim Metzger des Vertrauens vorbestellen und durch den Fleischwolf drehen lassen.
** Brotkrumen aus dem Asialaden.
Zubereitung:
1. Kichererbsen über Nacht einweichen oder die aus der Dose verwenden.
2. Altes Brot für 10 Minuten in lauwarmes Wasser einweichen. Gut ausdrücken.
3. Zwiebeln in Butter einige Minuten anbraten. Auskühlen lassen und Kräuter beigeben.
4. Fleisch mit Brot, Zwiebeln und Rahm von Hand sehr gut durchkneten, bis die Masse bindet. Grosszügig salzen und mit übrigen Gewürzen abschmecken. Ich probiere die Masse immer, weil die Gewürze stimmen müssen.
5. Teig zu einem Leib formen und in den Brotkrumen wenden. In eine Gratin oder in eine rechteckige Cakeform legen.
6. Bei 200 Grad 40 Minuten backen.
7. Für den Salat 1 Dose Kichererbsen mit Wasser abspülen. Oder wie ich am Vorabend in Wasser eingelegten 10 Minuten im Dampfkochtopf weichkochen.
8. Für die Sauce alle Zutaten ab der Tahini verrühren. Das Gemüse, Kräuter und die Kichererbsen mit der Sauce mischen.
9. Den Hackbraten zusammen mit dem Salat servieren.