Was von der Legehenne übrig blieb: Hühnerbouillon

Wenn ein Huhn nicht mehr genug „glückliche“ Eier legt, dann erleidet es das Schicksal, dass seinen Brüdern im Kükenalter zuteil wurde. Es wird getötet und landet im Abfall. Das Fleisch der speziell aufs Eierlegen gezüchteten Vögel wird selten oder gar nicht verwertet.

Ein Legehenne, egal ob bei Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung, es ist ein Hochleistungsapparat.

Es legt gut 300 Eier in seinem ersten Lebensjahr. Nach 15 Monaten nimmt die Legeleistung ab und die Henne muss deswegen entsorgt werden (zum Vergleich: ein Huhn kann gut 8-9 Jahre alt werden). Im Winter legen Hühner keine Eier, sofern sie draussen leben. Sie legen auch keine Eier, wenn sie Küken aufziehen. An Ostern legen die Hennen nicht auf wundersame Art und Weise mehr Eier. Es werden extra aufs Fest mehr Tiere gezüchtet.

Ich glaube, das alles ist mit ein Grund, weshalb ich kritisch zu den blauäugigen Konsumenten oder den ideologisch getriebenen Vegetarier stehe. Das ist ein knallhartes Business und unsere rosagefärbte Vorstellung von den glücklichen Legehennen zeigt nur, wie wenig wir über diese Tiere und die Eier-„Produktion“ wissen.

Ich versuche deswegen bewusst Eier zu konsumieren und zwar ausschliesslich aus Bio- und Freilandhaltung. Und ich finde es wichtig, das Zweinutzungshuhn wieder einzuführen. Ich merke, dass auch andere Konsumenten meine Gedanken teilen.

So erlebt auch das Suppenhuhn ein kleines Revival.

Suppenhühner sind des Öftern an meinem von mir sehr geschätzten Marktstand der Fiechter Schwestern in Oerlikon ausverkauft.  So kam es dann auch, dass mir für meine Bouillon weitere, für mich seeeehr befremdliche Teile des heimischen Geflügels verkauft wurden.

Hühnerfüsse.

Nun, ich tue ja wirklich alles, um nicht mit einer blonden Cupcake-Barbie verwechselt zu werden und stehe meine Frau. Meine Oma wäre stolz auf mich gewesen. Zugegeben ich musste mehrmals leer schlucken und mich überwinden  (it’s all in your head…). Besonders die Pédicure am Huhn war ein Augen zu und durch Moment. Mein Mitbewohner sagte nur trocken: DU entfernst die Überreste.

Das Endprodukt war eine duftende, reichhaltige Bouillon. Die Füsse habe ich danach entfernt und nicht gewagt, daran zu knabbern. Soweit bin ich noch nicht. Dafür haben sich Hund und Kater sehr über den Leckerbissen gefreut*.

*Achtung: nur das Fleisch verfüttern. Splitter von Hühnerknochen können Hunde und auch Katzen tödlich verletzen.

 

Anlass: Hühnerbrühe/ Bouillon, wenn der Mitbewohner an 37 Grad Fieber zu sterben droht.

Zutaten:

Hühnerfüsse, ohne Haut und ohne Krallen
Hühnerknochen (ich habe hier ein Brüstchen mit etwas Fleisch dran)
Zwiebeln mit Schale
1 Nelke
5 Pfefferkörner zerdrückt
2 Wachholderbeeren
1 Lorbeerblatt
kaltes Wasser
Salz

Optional: natürlich kann man die Hühnerbrühe auch mit zusätzlichen Gewürzen wie Sternanis etc. und Kräutern wie Petersilie verfeinern.

Zubereitung:

1. Füsse und Knochen waschen und zusammen mit Zwiebeln und den Gewürzen in einen hohen Topf geben. Alles mit kaltem (sehr wichtig) Wasser auffüllen.

2. Aufkochen und den Schaum an der Oberfläche abschöpfen (der schmeckt nicht gut). Hitze reduzieren und danach gut 2 bis 3 Stunden simmern lassen.

3. Durch ein feines Tuch (ich nehme eine Stoffwindel) absieben und mit Salz würzen.

Dazu passt: Als Basis für Fonds oder auch Suppen verwenden. Sehr fein natürlich auch als Flädlisuppe/ Frittatensuppe mit Sherry und frischem Schnittlauch.

Mein Tipp: Einen Teil der Brühe habe ich eingemacht: sehr heiss in vorgewärmte, sterilisierte Gläser abfüllen und sofort verschliessen. Oder man kocht sie weiter ein und gefriert sie dann in einer Eiswürfelform ein – hält auf jeden Fall ein paar Monate.

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